Als Fenster in die Welt des Internet verrichten Browser bereits seit 1993 ihren Dienst. Angefangen hat alles mit NCSA Mosaic, entwickelt an der Universität von Illinois Urbana-Campaign. Ein findiger Geschäftsmann namens Marc Andreessen erkannte schnell das kommerzielle Potential des WWW, und damit auch der Programme die den Zugang zum WWW erst möglich machen. Er gründete daraufhin die Firma Netscape Communications, die mit ihrem kostenpflichtigen Browser Netscape Navigator ein paar Jahre lang den Markt beherrschen sollte.
Als 1995 Microsoft das Potential des WWW erkannte und mit der Einführung des Internet Explorer konterte, führte das zum ersten sogennanten Browser-Krieg. Microsoft konnte durch das kostenlose Bundling von Internet Explorer mit dem Betriebssystem Microsoft Windows seinen Marktanteil bis zum Jahr 2002 auf 95% hochschrauben und andere Konkurrenten damit praktisch komplett verdrängen.
Mit der trügerischen Sicherheit den Browser-Krieg für sich entschieden zu haben, hat Microsoft die weitere Entwicklung des Internet Explorer jedoch einige Jahre lang komplett vernachlässigt. Und so konnte sich im Schatten dieser Untätigkeit die Konkurrenz neu formieren und eine Transformation des Marktes einleiten, die bis heute dazu geführt hat, dass sich so viele Hersteller wie noch nie den Browsermarkt untereinander teilen.
Die Produkte die heute um die Gunst der Kunden rittern heissen Internet Explorer, Firefox, Safari, Chrome und Opera.
Mozilla Firefox
Firefox ist aus dem eingangs erwähnten Netscape Navigator hervorgegangen. Als Netscape erkannte, dass sie mit einem kostenpflichtigen Browser gegen den kostenlosen Internet Explorer keine Chance haben, gingen sie einen für damalige Verhältnisse ungewöhnlichen Weg. Sie gaben den Browser nicht nur kostenlos ab, sondern stellen zugleich auch denkompletten Source Code kostenlos zur Verfügung, so dass jeder Programmierer mit genügend Zeit und Talent eigene Weiterentwicklungen zum Netscape Navigator beisteuern konnte. 2004 erschien dann die erste Firefox Version und damit der erste Browser der nach dem Open Source Prinzip entwickelt wurde.
Im laufe der Zeit hat sich Firefox zum markanteilsmässig größten Gegner von Microsofts Internet Explorer entwickelt. Verantwortlich dafür waren die gute Performance, die regelmässig erscheinenden neuen Versionen sowie die Verfügbarkeit auf anderen Plattformen neben Windows.
Bis vor ca. 2 Jahren war Firefox auch im Bereich Sicherheit dem Internet Explorer überlegen.
In letzter Zeit hat Firefox jedoch auch unter der zunehmenden Konkurrenz durch neue Mitbewerber zu kämpfen.
Google Chrome
Google‘s Chrome ist im September 2008 praktisch aus dem Nichts auf der Bildfäche erschienen und hat seither eine konkurrenzlose Performance hingelegt. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht, zunächst nämlich was die Wachstumsrate bei den Marktanteilen betrifft, dann was die Updatezyklen für neue Versionen betrifft und nicht zuletzt bei der Ausführungsgeschwindigkeit selbst. Chrome gilt als der derzeit schnellste Browser.
Für Google ist Chrome aber nicht nur ein Browser, sondern der erste Schritt einer Strategie um alle herkömmlichen Programme durch browserbasierte Software abzulösen. So ist das kürzlich vorgestellte Chromebook ein Netbook, auf dem neben dem Betriebbsystem im wesentlichen nur ein Chrome Browser läuft. Sämtliche Applikationen laufen als Webapplikationen und speichern ihre Dateien im Internet. Ob Kunden für einen so radikalen Schritt bereit sind und ihre Daten bedingungslos einer anderen Firma anvertrauen bleibt abzuwarten.
Safari
Safari funktionierte lange Zeit nur auf Apple Computern und hatte dementsprechend wenig Marktanteil. Auch eine Windows-Version von Safari die 2007 vorgestellt wurde konnte daran nicht viel ändern. Seit dem Siegeszug von iPhone und iPad stellt sich die Situation jedoch gänzlich anders dar. Die Endgeräte mit denen im Web gesurft wird sind nicht mehr nur PC und Laptop, sondern zunehmend auch Mobilgeräte. Jeder Webdesigner muss sich heute Gedanken machen wie eine Website auf iPhone & Co. und damit auf Safari dargestellt wird.
Glücklicherweise nutzen Safari und Chrome die gleiche Rendering Engine (der Teil der für die Umsetzung von HTML in die grafische Darstellung verantwortlich zeichnet), so dass die Unterstützung beider Browser meist in einem Schritt möglich ist.
Opera
Unter allen bisher besprochenen Browsern ist Opera zwar der mit dem geringsten Marktanteil im Desktop-Bereich. Bemerkenswert ist er aber deshalb, weil es ihn schon sehr lange gibt (seit 1996) und seine mobile Version einen sehr grossen Marktanteil besitzt.
Opera zeichnet sich durch hohe Standardkonformität und gute Performance aus, fällt aber gelegentlich durch Kompatibilitätsprobleme bei der Darstellung von Websites auf. Das dürfte allerdings hauptsächlich daran liegen, dass er von Webdesignern eher stiefmütterlich behandelt und keine so umfangreichen Tests als mit anderen Browsern durchgeführt werden.
Internet Explorer
Microsoft scheint von der neuen Konkurrenz endgültig wachgerüttelt worden zu sein und arbeitet eifrig daran den verlorenen Boden wettzumachen. Mit Version 9 des Internet Explorer scheint das auch ganz gut gelungen zu sein, gibt es doch in punkto Performance kaum noch Rückstand auf die Konkurrenz. Auch ein eindeutiges Bekenntnis zum kommenden Standard HTML 5 sollte dazu beitragen, dass wieder mehr Leute den Internet Explorer zum Browsen verwenden, anstatt nur als Vehikel um einen anderen Browser herunterzuladen.
Besonderes Augenmerk legt Microsoft auf hardwareunterstütztes Rendering. Damit sollen zukünftig auch grafisch intensive Anwendungen ruckelfrei im Browser ablaufen können. Erste Benchmarks die Internet Explorer in diesem Bereich grosse Performancevorteile gegenüber der Konkurrenz bescheinigen haben dazu geführt, dass auch andere Hersteller in diese Technik investieren.
Aus dem ursprünglichen Browser-Krieg mit zwei Parteien ist also eine Auseinandersetzung auf mehreren Fronten geworden. Wichtig ist, dass am Ende die Kunden als Sieger vom Platz gehen. Denn wir verbringen schliesslich immer mehr Zeit im Browser, deshalb wirken sich Innovationen immer gravierender auf unsere tägliche Arbeit (und das Vergnügen) aus.
Martin Ennemoser